Interview mit Jean Philippe, Werkstatt-Mitarbeiter bei Metall Ritten

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Nerven aus Stahl, Herz aus Gold

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Dürfen wir vorstellen? Metall Rittens Werkstatt-Mitarbeiter Jean Philippe im Porträt.

Von der fernen Elfenbeinküste zu den zackigen Konturen des Schlerns: Jean Philippe ist 36 Jahre alt und lebt seit fast fünf Jahren in Italien, genauer gesagt auf dem Rittner Hochplateau. Pater Benedikt Hochkofler hat damals gleich mit ihm Freundschaft geschlossen und sich um eine Unterkunft gekümmert, als er aus Afrika hierher kam – in den Südtiroler Bergen begann so sein neues Leben. Als tatkräftiger und geschickter Handwerker brachte er sich gleich schon in die Gemeinschaft ein und machte sich nützlich, indem er den Kirchhof pflegte und sich für Wartungs- und Reinigungsarbeiten anbot. Sein guter Wille war es schließlich auch, der ihn ins pulsierende Herz von Metall Ritten brachte: in die Werkstatt. Hier hat Jean Philippe mittlerweile seine Welt gefunden, denn hier birgt jeder Tag spannenden Herausforderungen.

Neugierde bewegt die Welt

Ein Tag im Leben von Jean Philippe beginnt früh morgens: Er kommt in die Werkstatt und bespricht mit seinem Vorgesetzten Patrick als allererstes die anstehenden Aufgaben. Diese reichen meist vom Schweißen bis zur Aufbereitung und Lackierung von Oberflächen – lange und heikle Prozesse, bei denen viel Konzentration erforderlich ist.

„Das ist Handarbeit, die Präzision erfordert – und Geduld!“, erzählt Jean Philippe. „Ich bin am ersten Tag hierher gekommen und hatte keinen blassen Schimmer, wo ich anfangen sollte: Meine Berufserfahrung bis dahin hatte ich in der Hotellerie, bei Handyanbietern und in der PR-Abteilung einer Diskothek gesammelt.“ Diese Tätigkeiten haben zwar überhaupt nichts mit der Welt des Bauens am Hut, aber Jean Philippes Augen sprechen für sich – und für ihn: Sein funkelnder Blick zeugt vom Eifer, mit dem er neue Herausforderungen angeht.

„Ich wusste nicht, wie man die Flamme beim Schweißen richtig hält. Aber ich war neugierig und ich wollte lernen“, berichtet er mit einer lebhaften, fast schon greifbaren Begeisterung.

Projekte ändern sich, Freude bleibt

Jean Philippes Aufgabenbereich ist dynamisch, er wirkt bei vielen Projekten mit und jedes davon hat seine Besonderheiten. Das spiegelt sich auch in seinem Arbeitstag wider: Mit verschiedensten Materialien fertigt er kleinere Handwerksarbeiten an – wie etwa Handläufe für Treppengeländer – oder auch imposante Werke wie die Designfassaden großer Gebäude. „Mein Lieblingsprojekt ist der Sitz der Kellerei Bozen. Jedes Mal, wenn ich daran vorbeifahre, bleibe ich stehen und mache ein Foto! Und wenn ich die Fassade nachts sehe, wenn sie beleuchtet ist, freu ich mich ganz besonders“, erzählt er begeistert.

„Derzeit fertige ich das Geländer für ein Privathaus an“, erklärt Jean Philippe auf die Frage, woran er momentan arbeite. „Das ist ein kleines Projekt, trotzdem braucht es aber genauso viel Liebe zum Detail. Da muss man die Winkel immer ganz genau berechnen, was für mich eine echte Herausforderung ist – in der Schule war ich eine Niete in Mathe“, sagt er und lacht schallend.

Gegenseitige Wertschätzung

Dasselbe Lachen erklingt auch dann, wenn er mit seinen Kolleg:innen Zeit verbringt. Jean Philippe versteht sich sehr gut mit dem restlichen Team von Metall Ritten: Gemeinsam wird gelacht, gescherzt und manchmal auch diskutiert. „Aber das ist nichts, was sich nicht mit einem Feierabendbier lösen ließe“, meint er schmunzelnd. Wenn er für einen Tag die Rollen tauschen könnte, würde er übrigens gerne den Gabelstapler im Lager fahren. „Aber zuerst muss ich meinen Führerschein machen – ich habe gestern endlich meinen Lernführerschein bekommen!“, sagt er.
 
In seiner Freizeit treibt Jean Philippe gerne Sport und geht ins Fitnessstudio. Nach einem harten Arbeitstag mag das vielleicht seltsam erscheinen, ihm macht es aber nichts aus. Er ist nämlich davon überzeugt, dass Arbeit mit der richtigen Ausbildung einfach nur Spaß macht. Er selbst ist noch nicht an dem Punkt angelangt und weiß, dass er noch einen weiten Weg vor sich hat. „Ich bemühe mich wirklich sehr. Und ich möchte mich bei all den Menschen bedanken, die sich jeden Tag die Zeit nehmen, mir neue Dinge beizubringen. Sie haben mich in ihre Gruppe aufgenommen und ich fühle mich tatsächlich so: als Teil einer wunderbaren Großfamilie.“

Zuhause ist ein Gefühl

Metall Ritten ist für ihn inzwischen zur Heimat geworden. „Mit Lorenz (Kröss, Geschäftsführer des Unternehmens) war ich sogar in Afrika: Dort hab ich ihn meinen Leuten vorgestellt und er hat gesehen, wo ich aufgewachsen bin – wir haben eine richtig schöne Zeit verbracht, wie Vater und Sohn. Ich bin Metall Ritten sehr dankbar für die Chance auf eine neue Zukunft – trotzdem möchte ich irgendwann an die Elfenbeinküste zurückkehren. Und wer weiß, vielleicht eröffne ich dort ja eine Filiale!“, erzählt er mit verträumtem Blick.
 
Viel Glück, Jean Philippe!
Und vergiss nicht: Manchmal, wenn man fest daran glaubt, werden Träume wirklich wahr.